Endlich wieder Sommertheater des NCC

Das 12. Vogteier Sommertheater des Niederdorlaer Carneval Clubs (NCC) machte dem Publikum Spaß und den Akteuren Freude. Im Festzelt auf dem Anger wurde wieder viel gelacht und gefeiert. Der Schwank in drei Akten “Muscheldiekuschel” von Erich Koch sorgte für drei gut besuchte Aufführungen, am Wochenende vom 19. bis 21. August, Freitag- und Samstagabend und Sonntagnachmittag. 

Das Ensemble holt sich verdienten Applaus
Das Ensemble holt sich verdienten Applaus

Die Menschen auf dem Anger waren spürbar dankbar und glücklich über das Sommertheater nach zwei Jahren Pause. Die allgemeine Freude war mit Händen zu greifen, alles war schön. “Ich habe mich über jede Probe gefreut”, sagt Corina Götz vom NCC. Schauspieler Robert Lauberbach fasst die Gefühle aller zusammen: “Schön, mal wieder was gemacht zu haben, schön, dass mal wieder was [Schönes] passiert.”

Seit Mai wurde jede Woche geprobt. Die Frau vom NCC spielt auf der Bühne und engagiert sich auch für die Organisation der Veranstaltung. Das ist das Besondere am Sommertheater des NCC: Der ganze Verein spielt Theater. Die Schauspieler sind genauso wichtig wie die Gastronomie, die auch der Verein übernimmt. Jeder spielt seine Rolle: auf der Bühne, im Bierwagen, am Grill, beim Kellnerieren, bei der Technik und beim Auf- und Abbau von Zelt und Bühne. Alles wird vom Verein erledigt und betreut. Alles und jeder ist wichtig.
Auch die Gastronomie stemmt der Verein
Auch die Gastronomie stemmt der Verein
Drei Vorstellungen werden gestemmt: Ausschank, Einlass, Bedienung am Tisch und der Würstchengrill. Am Sonntag gibt es Kaffee und Kuchen vom Bäcker im Dorf. Überhaupt unterstützen Firmen aus dem Dorf mit konkreter Hilfe, nicht nur mit Geld. 

Mit “Muscheldiekuschel” wurde zum 12. Mal ein Stück von Erich Koch gezeigt. Der Autor kommt aus Süddeutschland. Jeder der drei Akte hat eine eigene Souffleuse (Anja Pickel, Silke Klemm, Janet Breitbarth), auf der Bühne agieren elf Frauen und Männer. Dazu kommt der Regisseur (Jens Ackermann) und als Ansager, erstmals Hannes Hochheim.

Die Zutaten der Handlung sorgen für Lacher und Beifall. Ein hintertriebener Bürgermeister (Andre Muder) überredet seinen Kumpel (Leon Muder), aus seiner Pension zur Hälfte ein luxuriöses Liebeshotel und gleichzeitig eine Seniorenresidenz zu machen. Für die Senioren wird eine Putzfrau (Karolin Schill) engagiert, die nicht auf den Mund gefallen ist. Die Liebesnester betreut Chantal (Anne Dietz), eine Französin, die allen Männern den Kopf verdreht.

Dazu kommt ein großmäuliger Ex-General (Robert Lauberbach), wie er im Drehbuch steht. Militärisches Getue und Gerede werden in den Alltag importiert, wo das lächerlich wirkt. 

Ein Klischee-Rentnerpärchen (Andrea Wendemuth und Gerd Pickel) erscheint und drei heimliche Liebespärchen wollen ihre Liebe feiern (dabei Corina Götz, Ines Karmrodt, Christine Schulz, Ludwig Götz). Allerdings sind die Liebespärchen schon kreuz und quer verheiratet.

Nun beginnt die Handlung zu brodeln: lustige Verwechslungen, Anspielungen und Wortwitze jagen sich gegenseitig. Am Schluss findet jedes Töpfchen sein Deckelchen. Und Nachbardörfer bekommen ihr Fett weg. Alles zur Gaudi des Publikums.

“Es war sehr sehr schön, so professionell habe ich mir das nicht vorgestellt”, sagte eine Zuschauerin aus Mühlhausen. Landrat Harald Zanker, am Samstag im Publikum, fand lustig, wie im Text die Nachbargemeinden “wohlwollend” eingebunden wurden. Seine Frau Claudia interessiert sich für das Verhältnis des Karnevalvereins zum Sommertheater. Das Ehepaar Zanker wird sicherlich nächstes Jahr wieder reinschauen, sagen sie zu. 

Ines Karmrodt spielte zum ersten Mal mit als Schauspielerin. Sie fühlte sich im NCC aufgenommen, wie in einer Familie. Großen Spaß machte der Schwester des Regisseurs, im Stück in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Sie spielte ja eine Frau, die sich als Mann verkleidet, um dann doch wieder eine Frau auf der Bühne zu sein. Da sie wegen Schichtarbeit nicht bei jeder Probe dabei sein konnte, half ihr, dass sie mit Hilfe von Heiko Tautor alle ihre Rollen “auf Band” gesprochen hatten. Das konnte sich Ines Karmrodt per Smartphone anhören, wenn Zeit war.

Andre und Leon Muder, Vater und Sohn, standen als Bürgermeister und Pensionswirt auf der Bühne. Das war für beide ungewohnt, gaben sie zu. Wichtig war ihnen die Chance, “was für den Verein zu machen” und dafür “Verantwortung zu haben”. Beide Darsteller investierten viel Zeit und Mühe in das Lernen des Textes. Sie wollten die anderen “nicht enttäuschen”.

Für Hannes Hochheim war es eine Premiere, den Ansager zu machen beim Sommertheater. Jens Rauch war kurzfristig ausgefallen. Der junge Niederdorlaer war aufgeregt, aber sein Vater Jens stand hinter ihm, sein Großvater Helmut gab wohl von oben die Stichworte. Das Entertainment liegt wohl der Familie. NCC und Publikum waren begeistert. 

Andrea Wendemuth spielte zum ersten Mal mit beim Sommertheater. Beim Fasching war sie schon oft mit ihrem Mann Jörg “Bobby” auf der Bühne bei Dialog-Sketchen. “Das ist ein großer Unterschied”, sagt sie. “Beim Fasching liegt der Text ausgedruckt auf dem Tisch.” Dazu müssen beim Theater die Stichworte der anderen auf der Bühne beachtet werden. Und neben dem Text sind Gesten und Körperhaltung sehr wichtig. Das alles sei beim Fasching nicht so, meint Andrea Wendemuth.

Janet Breitbarth war zum ersten Mal als Souffleuse dabei. Für sie war neu und wichtig, zu sehen, “was alles im Hintergrund passiert, wie viel Zeit, Freude und Lust man da reinstecken kann.” 
"Die Technik" sorgt, dass jeder im Zelt das Reden auf der Bühne hören kann.
"Die Technik" sorgt, dass jeder im Zelt das Reden auf der Bühne hören kann.

Für die Maske war Nacy Kanngießer zuständig. Die Technik betreuten Sören Zilling und Heiko Tautor sowie Oliver Adam. Einlass und Kasse waren Sache von “Ulli” Schill und Georg Pohl. Viele Vereinsmitglieder und Helfer sorgten für die Gastronomie, stellvertretend sollen Marko Ludwig und Doreen Tautor und “Hansi” Böhm genannt werden.

Wie der tollen Festschrift “60 Jahren Karneval in Niederdorla” zu entnehmen ist, spielte der Verein 2011 bereits Muscheldiekuschel, also karnevalistisch vor elf Jahren. Damals war Anja Pickel schon als Souffleuse dabei. Sie fand erstaunlich, “wie durch andere Schauspieler, das gleiche Stück anders interpretiert werden kann”. Wieder ihre elf Jahre alten Rollen spielten Karolin Schill, Robert Lauberbach und Gerd Pickel. Buch darüber führt Karolin Schill, die Chronistin des NCC.

Auch schon Tradition: Die Gäste mit dem weitesten Weg dürfen beim ersten Akt den Vorhang aufziehen. Sie kamen 2022 aus Bad Doberan nahe der Ostsee. Das ist 500 Kilometer weit weg vom Mittelpunkt Deutschlands. Donnerwetter.

Michael Zeng, NCC-Mitglied