Ständchen der Erinnerungen

Das Ständchen von Bobby und Co am 2. Mai war etwas Besonderes.
 
Das erste Lied war Klaus Hoffmann gewidmet. Vor einigen Tagen ging er von uns. Das erste Lied war Amazing Grace. Frank Schneider ein Niederdorlaer in Heyerode spielte die Mundharmonika. Dieses Instrument spielte auch Klaus gern und gut, erinnerte Bobby. Amazing Grace heißt Erstaunliche Gnade, es ist ein weltbekanntes geistliches Lied. Im Text heißt es:

Ja, wenn dieses Fleisch und Herz versagen,
Und das sterbliche Leben vergeht,
Werd’ ich hinter dem Schleier führen,
Ein Leben voll Freude und Frieden.


Die enge Familie von Klaus war gekommen, etwa 70 Menschen hörten zu. Die Klänge von Franks Mundharmonika schwebten über Niederdorla hin in die große Wolkenlücke über Oberdorla. Die Erinnerungen der Menschen auf dem Eber und um die Verkehrsinsel herum zogen mit. Mach´s gut, Klaus Hoffmann.
Das Thema des Ständchens war Ostrock. Alexander aus Niederdorla hatte sich am vergangenen Sonntag ostdeutsche Schlager gewünscht. Nun war das Thema Ostrock. “Um so besser” sagte Alexander und lachte.

Jörg “Bobby” Wendemuth und seine Frau Andrea begannen mit den Puhdys. Natürlich mit Alt wie ein Baum. Der Text muss hier nicht zitiert werden. Das ehrt dieses Lied mehr als ein kompletter Abdruck des Textes.

Das nächste Lied… Ich schreibe mal nix. Aber ich zitiere den Text…

Kling klang, du und ich
Die Straßen entlang
Kling klang, du und ich
Die Straßen entlang
Bloß von hier weg, so weit wie möglich
Oh, bis du sagst, es ist Zeit, wir müssen
Aus Feuerland zurück, nach Hause
Im Wiener-Walzer-Schritt


Ja, die Band Keimzeit war´s. Und ja, die kommen aus dem Osten.

Dann kam ein Lied, an das wir uns irgendwie erinnern, aber niemand weiß, wer´s gesungen hat: Es war Gerd Christian (Biege) mit Sag ihr auch. Und der Text, ja der Text, der ist traurig. Ein Mann hat eine Frau geliebt, aber nicht gekriegt. Wie´s so is´. Die Tante hat jemand anderen geheiratet. Der Mann, der kein Glück hatte, bittet einen anderen Menschen, der Frau etwas auszurichten:

Sag es ihr
Wenn du sie wieder siehst
Dass ich sie nicht vergessen kann
(...)
Sag ihr auch
Ich lieb sie immer noch
Und ich weiss nicht, ob das je vergeht


Und er bietet an:

Sag' es ihr
Es führt ein Weg zurück
Falls sie alles mal bereut


So geht es eine Weile im Text hin und her und wir wissen nicht, wie es ausging. Egal, die Musik nimmt die Traurigkeit auf und fand ihr Echo in unseren Träumen. Ich denke jeder kann sich seinen Reim drauf machen: grinsend, seufzend, lächelnd oder ängstlich eifersüchtig. Auf jeden Fall zog das Lied Gefühle aus den Herzen des Publikums.

Nun spielten Bobby und Andrea wieder die Puhdys mit Wenn ein Mensch lebt. Wenn es um den Osten geht, darf natürlich die Legende von Paul und Paula nicht fehlen. Das Lied stammt aus dem Film von 1973. Tja, wer´s nicht kennt und nicht erfühlt, dem kann ich´s auch nicht übermitteln. Auf jeden Fall bezieht sich eine Zeile des Liedes auf den Vers eins im Kapitel drei des Buches Kohelet “Alles hat seine Zeit”. Ich schreib´s mal, weil´s Sonntag is´.

Ansonsten ist der Text eher merkwürdig und sinnlos. Und wie eine Freundin aussehen muss, auf die folgende Strophe passt… will man gar nicht wissen…

Meine Freundin ist schön
Als ich aufstand ist sie gegangen
Weckt sie nicht, bis sie sich regt
Ich hab mich in ihren Schatten gelegt


Man kann sich in ihren Schatten legen… Donnerwetter.

Weiter ging´s mit dem Dauerbrenner von der Gruppe Karussell: Als ich fortging. Auch ein trauriges Lied von 1987. Der Sänger Dirk Michaelis soll kürzlich ein neues Album herausgebracht haben. Er singt englische Titel auf Deutsch. Sollen sich alle anhören, wie Als ich fortging. Bitte gern. Wir bleiben hier, möchte man skandieren.

Nach den ganzen traurigen Liedern kam was knalliges: Michael hat den Farbfilm vergessen, nölte Nina Hagen, gesungen von Andrea. Bobby bekam die Musik super hin mit seinem Keyboard. Das Lied klingt ja wie von einer Blaskapelle gespielt. Das kam gut rüber und brachte das Publikum in Stimmung. Übrigens hatte Michael den Farbfilm mit, er knipste fleißig die SD-Karte seiner Digitalkamera voll.

Nun unterhielten Bobby und Andrea das sehr sehr geneigte Publikum mit Karats Der blaue Planet. Wir erinnern uns, das Lied von 1982 hat einen ernsten Hintergrund. Damals wütete die Angst von einem Atomkrieg. Gut, dass das vorbei ist. Das Lied bleibt in uns.

Über sieben Brücken nähern wir uns dem Ende des Programms.

Noch zwei Überraschungen warten auf uns:

Uns fiel die ganze Zeit auf: Bobby hat keine Ansagen gemacht zwischen den Liedern. Das war doch sehr ungewöhnlich. Den Grund erfuhr der Dorf-Reporter nach dem Ständchen: “Wir haben keine Ansagen gemacht, weil wir sehr aufgeregt waren”. Weil das Programm ein Wunsch war von voriger Woche hatte das Musiker-Ehepaar nur ein paar Tage Zeit, um die Lieder einzuüben und weil beide wieder arbeiten, blieben nur die Nachmittage und Abende.

Und die Absage kam diesmal von Andrea:

“Er [Bobby] hat gesagt, ich solle mich heute mal verabschieden. Das tue ich: Macht´s gut, bleibt gesund, bis nächste Woche.”