Das zehnte Ständchen von Bobby und Andrea in diesem Frühjahr


Nun ist es eine Woche her, als am 6. Juni Jörg "Bobby" Wendemuth und seine Frau Andrea ihr vorerst  letztes Ständchen gegeben haben für die Frühjahrssaison von Ostersonntag an.

Zehn Corona-Ständchen schenkten die beiden ihrem Publikum. Zehn Mal waren Menschen im Corona-Abstand dabei und haben sich gefreut über Live-Musik und Gesellschaft, die in Niederdorla meist Gemeinschaft ist. Das Dorf traf sich.
Bobby und Andrea hatten Siegmar als Gast
Bobby und Andrea hatten am 6. Juni Siegmar als Gast bei ihrem zehnten Ständchen 


Bobby und Andrea ließen ihr Publikum doch etwas ratlos zurück. Nach zehn Ständchen hatte man sich daran gewöhnt, sich sonntags zu guter Musik zu treffen. Die halbe bis eine Stunde ließ sich gut in den sonntäglichen Alltag einbauen. Und nun: Schluss!

Das Publikum war doch etwas bedröppelt, kleinlaut und in Verlegenheit gebracht.

"Verständlich und doch irreal",

nannte die Begeisterung für die Ständchen eine intelligente junge Frau aus Niederdorla. Ich dachte mir dazu: Irgendwie beschreibt das fast alles, was zu tun hat mit dem Versuch der Menschheit mit Corona umzugehen. Bei Bobby und Andreas Ständchen kam dazu: Es hat Spaß gemacht und Freude gebracht. Was man nicht sagen kann vom Desinfizieren, Abstand halten und Maske tragen, es sei denn man liebt Knoblauch und mag Zwiebeln. Und es half gegen Ansteckung, gefühlt und wirklich. 

Eine Woche lang konnte ich nicht schreiben über das zehnte Ständchen von Bobby und Andrea, zum einen, weil ich viel zu tun hatte, zum anderen, weil ich eigentlich nicht wusste, was ich schreiben sollte. Wie alle im Publikum war ich doch sehr schwermütig, weil es das letzte Ständchen war. Wir hatten uns daran gewöhnt, uns jeden Sonntag zu treffen und Gemeinschaft zu genießen.

Und dazu kam, Andrea wünschte sich wieder einen lustigen Text. Aber wie soll ich lustig sein, wenn der Abschied schwermütig macht?

Und schließlich, ich muss Muße haben, um gut schreiben zu können. Texte konstruieren, das mache ich für die Zeitung und für die Wissenschaft. In meinem eigenen Blog möchte ich die Worte fließen lassen. Und die Worte fließen, wann sie wollen, nicht wann ich will.

Aus Erfahrung wissen wir: Bei Abschieden sollten wir uns nochmal freuen an dem, was uns so viel Freude gebracht hat: Die Musik von Bobby und Andrea und ihren musikalischen Gästen. Die war toll und wir sind alle dankbar, sehr dankbar für das, was Bobby und Andrea getan haben für Dorf und Gemeinschaft. Gerade die Traurigkeit, weil die Ständchen nun aufhören, zeigt: Die Ständchen waren toll und brachten uns Lebensfreude und Gemeinschaft. 

So, ich habe genug gelabert.

Ich gebe erstmal Bobby das Wort. Er begrüßte das Publikum:

„Mit etwas Wehmut und doch freudig vor Glück,
Blicken wir auf zehn Corona-Ständchen zurück.
So lange fühlten wir uns kläglich,
Nirgends konnte man hin, nichts war möglich.
Doch das Land scheint nun in allen Sachen
Allmählich aus dem Lock down zu erwachen.
Die Nachrichten sagen, ob spät oder früh,
Möglich wird wieder Außengastronomie.
Geschäfte öffnen aller Orten,
Wie auch der Campingplatz die Pforten.
So möchten wir heute mit zitternden Händen,
Die zweiten Corona-Ständchen beenden,
Denn wir wären nach unserer Meinung 
Plötzlich nur noch eine Randerscheinung.
Ihr habt uns bewiesen eure Treue,
jeden Sonntag wieder aufs Neue.
Manchmal dachten wir: Meine Fresse,
vielen Dank für Euer Interesse!
Ich höre jetzt auf, sonst muss ich noch weinen, da spielen wir lieber heute noch einen."

Bevor auch das Publikum in Tränen ausbrach, handelten Bobby und Andrea wie echte Spielleute: Sie spielten ein lustiges Liedchen auf:

Das Leben tanz Sirtaki mit Klubbb3, das sind Florian Silbereisen, Jan Smit und Christoff De Bolle. Mit den drei Schmalzbemmen will man ja nicht Sirtaki tanzen, mit Niederdorlaerinnen schon. Und überhaupt nach dem Faschingsprogramm und zum Kinderfasching wird das bestimmt der Knaller aufm Parket des Schenksaals. Es zuckte schon in den Beinen.

Einmal links, einmal rechts, einmal vor und zurück,
So ist der Lauf der Welt, das Leben tanzt Sirtaki.
Auf die Liebe, die Hoffnung, den Wein und das Glück,
Das uns zusammen hält, das Leben tanzt Sirtaki.
Und wir liegen uns als Freunde in den Armen,
Denn für eine Nacht, da sind wir alle gleich.
Einmal links, einmal rechts, einmal vor und zurück
Und alles ist Musik, das Leben tanzt Sirtaki.

Aus der Schlagerwelt retteten uns Bobby und Andrea nun mit Westernhagens Es geht mir gut.
Sie sangen dem Publikum aus dem Herzen. Uns ging es gut. Es ging uns gut. Das Publikum war auch in dem Alter, in dem einem der Text auch was sagt:

Mach dir keine Sorgen, es wird schon weitergeh′n.
Wir werden uns was borgen und wieder jung ausseh'n.
Für ein paar neue Kinder ist es jetzt eh zu spät
Und hör′ auf zu fragen, wie dieser Film ausgeht.

Es geht mir gut! Es geht mir gut!

Und nach dem fünften Bier: Und ich kann übers Wasser geh′n. Es geht mir gut! Es geht mir gut!

Das fünfte Bier bringt einen auch in Stimmung für das nächste Lied oder bringt einem das Lied in Stimmung für das fünfte Bier?

Bobby und Andrea spielten für uns von Billy Ray Cyrus - Achy Breaky Heart

Niemand wusste, von wem das ist. Vermutungen kursierten, das könne von Status quo sein. Der Autor dieses Textes fragte das Niederdorlas größten Peter-Maffay-Fan. Und bekam das verdiente Kopfschütteln. Allein für den Verdacht, das Lied könne von Status quo stammen, werde ich im Fegefeuer dem Teufel den Unterschied der einzelnen Songs von Status quo erklären müssen tausend Jahre lang.

Ach, man will so gerne tanzen zu guter Musik. Gern auch in der Hölle mit Helene. 

Jetzt bekam laut Bobby der "Nachwuchskünstler" Siegmar Zenge seinen Auftritt. Zum ersten Mal spielte Siegmar live und open air sein Yamaha-Keyboard. Niederdorlaer verstehen den Witz. Siegmar ist natürlich ein alter Barde und eine Legende des Faschings. Und die Zeiten ändern sich. War Siegmar ein Held des Schifferklaviers, ist er nun ein ebensolcher Held des Keyboards. Niemand in Niederdorla ist wie Siegmar, alle Wasser des Vogteier Meers könnte man ihm nicht reichen. Das wusste auch das Publikum. Danke Siegmar für Dein Ständchen. 

Siegmar schenkte dem Publikum unter anderem das Stück La Pastorella von Vico Torriani. Im Lied geht es um eine junge schöne Schäferin, die ihr Freund allein über den Sommer auf die Bergweide lässt. Pastorella heißt Hirtin oder Schäferin, Pastor heißt auf Deutsch Hirte. Erst im Herbst sehen sich Pastorella und der Pastor wieder. Warum auch immer das so ist? Auf jeden Fall: Die Melodie klingt schwermütig schön, so wie "Ach ja" und seufz. Einfach schöööön. 

Das Rätsel des Weges zur Schäferin lösten Bobby und Andrea auch nur oberflächlich im nächsten Lied: Von The Proclaimers  I'm gonna bei (500 Miles) 

But I would walk 500 miles
And I would walk 500 more
Just to be the man who walks a thousand miles
To fall down at your door

Das heißt:

Aber ich würde 500 Meilen gehen
Und ich würde noch 500 mehr gehen.
Nur um der Mann zu sein, der tausend Meilen läuft, um vor deiner Tür niederzufallen.

Der Weg zur Schäferin auf dem Berg war wohl weiter... Warum man 1.609,3 Kilometer laufen sollte, beantworten The Proclaimers in der nächsten Strophe:

Da d-da da, da d-da da, da d-da da, da d-da da
Da-da-da dun-diddle un-diddle un-diddle a da da
Da d-da da, da d-da da, da d-da da, da d-da da
Da-da-da dun-diddle un-diddle un-diddle a da da

Dem ist nichts hinzuzufügen. Jeder wird´s selber wissen.

Weitere Hits von Bobby und Andrea waren: Von Kerstin Ott Eine, die immer lacht, wahrscheinlich nicht über Andreas Gabaliers Hulapalu oder über das schöne Lied der Höhner Schenk mir Dein Herz. 

Das letzte Lied war eine Hymne an das Publikum und an das Dorf: Niederdorla, Schmuckstück der Vogtei. Ja, es stimmt: "Niederdorla, Du bist ein Gefühl". Jawohl!

Bobby zum Schluss: „An dieser Stelle fällt mir nur noch ein,
Das soll es nun gewesen sein.
Doch für Trauer gibt es keinen Grund,
Bleibt uns erhalten, lebensfroh und gesund!
Vielleicht auf eurer nächsten Feier sind wir für euch da, da gibt es kein Geeier.
Verabschieden möchten wir uns nun,
Wir würden es jederzeit wieder tun.“

Wir freuen uns drauf!
Ich mich auch auf´s Schreiben.

Das Ständchen klang zeitlos aus mit Siegmar am Keyboard.

Das Ständchen klang zeitlos aus mit Siegmar am Keyboard.
Siegmar Zenge in Aktion.


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